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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält

Mir lächelt Erinnerung aus deinem glühenden Gesicht! Das schöne Weib, mit dem ahndenden Mädchenblick – sie sollte verschmachten nach einem Herzen – nach diesem Herzen! In diesem Auge wäre sie verdammt, ewig diesen Blick zu suchen, und ihn ewig nie zu finden –

Graf. Sie fand ihn, Juliane; sie fand ihn heute! –

Juliane. Ach! – Jezt bist du mein, Ludwig, jezt habe ich dich; du folgst mir –

Graf. Nein. – Du zwangst mich, den Wünschen – den Befehlen meiner Familie nachzugeben. Unsrer Ruhe brachte ich dieses Opfer, mehr als deiner grosmüthigen Ueberredung, weil gegen dich und dein Kind heimliche Verfolgungen geschmiedet wurden, vor denen ich selbst dich nicht sichern konnte. Du fordertest einen unbescholtenen Ruf an meiner Gemahlin – ich ließ es zu, daß für mich um Sophie von Strahlen geworben wurde. Ein Fräulein von unbescholtnem Ruf, und weiter nichts – o da war noch nichts an meinen Berechnungen geändert! Ich sah sie vor der Hochzeit sehr wenig, und sah nicht mehr an ihr, als ich sehen wollte. Sonst – sonst wäre sie nie die Meine geworden, ich hätte sie gewarnt, ich hätte ihr alles gesagt –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)