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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

große Veränderungen unternahm und ausführte: So geschahs, daß die Staatsgefängnisse seltnere Schlachtopfer in ihren Mauern verschlossen, seit Mirabeau den Gräuel der willkührlichen Verhaftsbriefe vor den Augen der Welt aufgedeckt hatte. So geschahs, daß die sinnlose Gesetze gegen die Protestanten und ihre grausame Unterdrückung wenigstens in so fern gemildert wurden, daß die Gesetze durch ihre innere Ungereimtheit nicht mehr mit sich selbst im Widerspruch standen. So geschahs, daß Calonne mit unglaublichem Leichtsinn die Notabeln zusammenberief, und da er das Gebäude für ihre Zusammenkünfte zurichten ließ, den Arbeitern aufgab, ihm eine solche Erweiterung zu geben, daß es einst zur Aufnahme der General-Staaten dienen könnte.

Kaum hatte Calonne das Wort Notabeln ausgesprochen, so sprach die Nation das Wort General-Staaten aus, und von diesem Augenblick an war die Staatsveränderung unvermeidlich.

Der unbedachtsame Finanz-Minister ward das Opfer seiner Verwegenheit. Die Notabeln erkannten sich für unzulänglich, die gedrückte Völker mit neuen Auflagen zu beladen, und die Parlemente folgten ihrem Beispiel.

Aber die willkührliche Macht wußte noch nicht, wie nahe sie am Rande des Untergangs schwebte. Noch wagte sie, durch eigne Kraft den Staat aus seiner

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)