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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

selbst. Auch dem schlimmsten war nicht mehr erlaubt, mit der Schaamlosigkeit voriger Zeiten die Stimme des Volks zu verachten, auf die der Monarch selber horchte, und die anfieng laut und furchtbar zu werden: Selbst diejenigen, deren größte Angelegenheit war, sich selbst auf die höchste Stufe des Ansehns oder des Reichthums zu schwingen, fühlten sich hingerissen vom allgemeinen Geist des Zeitalters trotz ihren unpatriotischen Gesinnungen, und mitten im unumschränkten Gebrauch der höchsten Gewalt. Begierig nach öffentlichen Beifall, und zuweilen Schüler einer aufgeklärten Philosophie, hätten sie gerne Misbräuche vernichtet, wenn es ohn' Aufopferung persönlicher Vortheile oder persönlicher Bequemlichkeit hätte geschehn können, oder hätte sie nicht der Widerstand mächtiger Menschen und furchtbare Innungen, die den Misbräuchen Einkünfte, Ehre und Einfluß dankten, bei den ersten Versuchen schon, sei's durch offenbare Gewalt, sei's durch heimliche Ränke, zurückgeschreckt. Dennoch war in den letzten Staatsverwaltungen sichtbar ein gewisser Hang zu neuen Anstalten: Freilich oft unwirksam, und zuweilen gefährlich, wenn er weder Tugend zur Führerin hatte, noch nach ächten Grundsätzen fortschritt, aber wohlthätig alsdann, wenn aufgeklärter Eifer, oder der allgemeine Ruf ihn auf Gegenstände leiteten, deren Verbesserung für die Wohlfarth des Reichs unumgänglich war. So geschah's, daß Necker in der Verwaltung der Staatseinkünfte

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_067.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)