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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

hätte, und daß in einer Nation, die Wissenschaften und Reichthümer liebte, noch Energie genug verborgen läge, um die Oberherrschaft wieder an sich zu ziehn, die seit so lang' ihr entrissen war. Während er, Zeuge ihres Verfalls, ihren Tod voraus sagte, hatte sein hoher Geist in sie neues Leben gehaucht. Nicht gleich anfangs, es ist wahr, gehörten so tief gesuchte und gefundne Wahrheiten, so verschieden von den herrschenden Irrthümern, für die Fassungskraft der größern Zahl: Auch gestehn manche, erst dann für sie einen Sinn erhalten zu haben, da die Staatsveränderung ihnen Anschaulichkeit und gleichsam einen Körper gegeben hatte. Allein es gab der empfänglichern Seelen manche, die in seiner Schule unbemerkt, hohe Weisheit und glühende Thatkraft sammelten, und jene zween edle Jünglinge, [1] die ehmals zu seiner Hütte wallfartheten, um gegen seinen Umgang und die Uebung seiner Lehrsätze ihren Rang und ihre Güter zu vertauschen, sind nun unter den Ersten der Weisen, welche Frankreichs glücklichere Zukunft vorbereiten.

Diesen drei großen Männern dankte Frankreich die wohlthätige Erleuchtung, ohne welche die Staatsverändrung niemals aus der Nacht hervorgegangen wäre. Montesquieu hat am unmittelbarsten, Voltäre am allgemeinsten, Rousseau am tiefsten gewirkt.


  1. Die Herzoge von Rochefoucault und Liancourt.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)