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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Preises von Silber und Gold, weil die persönlichen Bedürfnisse derer, die sie verwalteten, unermeßlich waren, weil der fressende Prachtaufwand nicht auf Dinge verwendet wurde, die wahren Werth und Dauer hatten, wie Gebäude, Gärten und Landgüter, sondern auf unzählige Kleinigkeiten, die ihren Werth dem Eigensinn dankten, ihre Dauer von der unbeständigen Mode erwarteten, und kaum sichtbar in der Verzierung einen einzigen Kabinets, Millionen verschlangen. Die privilegierten Kasten erhalten nur dann sich in ihrem vollen Uebergewicht, wenn, wie in Indien, die Vermischung mit den tieferstehenden unmöglich ist, oder so lange das Vorurtheil, von dem sie ihr Daseyn erhalten, in seiner ganzen Kraft besteht. In Deutschland hat die Adelsklasse dem Bürgerstand nicht ganz den Eintritt verwehren können, aber sie hat zu Erhaltung ihrer Vorrechte den Eindringenden Schranken gesezt, die Ahnenprobe, die den Neugeschafnen den Weg zu Stiftern und Orden verschließt. In Frankreich war das Eintreten leichter, sei's durch Geld, sei's durch Bedienungen, und das Gesetz machte keinen Unterschied zwischen altem Adel und neuem. Law's System allein hat aus den untersten Klassen des Volkes vielleicht hunderte zu den glänzendsten Titeln des Adels erhoben, und seit lange theilen sie ungestört die Ehre des Rangs und der Bedienungen mit denen, die vom unverfälschtesten Blut seit Jahrhunderten ihren Ursprung herleiten. Es ist wahr: das Vorurtheil war den Neuadlichen ungünstig

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)