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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Nicht alle Glieder der privilegirten Klassen genossen dergleichen Vortheile. Freiheit von Steuern und von gewissen andern öffentlichen Lasten war ihr einziges Vorrecht, während auf diejenigen, welche Zufall oder Gunst an die Stufen des Throns geschleudert hatten, Ehre, und was in Ländern, wo Prachtaufwand zum täglichen Bedürfniß wird, noch mehr verlangt wird, als Ehre, Gold in unmäßiger Verschwendung herunterströhmte. Die, welche sich an der Mündung der Kanäle befanden, leiteten ihre Ausflüsse zuerst auf sich selbst und auf ihre Familien, mit desto mehr Eifer, je weniger sie auf ihrer unsichern Höhe Zeit zu verlieren hatten, um vom günstigen Augenblicke Vortheil zu ziehn. Es ist wahr, je mehr die Bedürfnisse sich vervielfältigten, und je größer die Zahl der Glieder des Adels ward, die vom Staat ihre Befriedigung erwarteten, um so strenger hatte man den Bürgerstand von allen Stellen, die zur Ehre und zu Belohnungen führten, auszuschließen gesucht. Die höhere Staatsverwaltung war längst in den Händen des Adels. Zu den großen geistlichen Stellen, oder zu jenen reichen Abteyen, die ohne Amt unermeßliche Einkünfte geben, beförderte fast niemals Verdienst, und fast immer Geburt: Gerad’ in den neusten Zeiten hatte die Aristocratie die kühnsten Schritte gewagt. Tief unten in der militärischen Rangordnung hatte sie für unadlichen Muth und unadliches Verdienst eine Gränzlinie gezogen, die sie nicht überschreiten konnten, und mit unerhörter

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)