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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Tochter – das erinnert mich, warum ich dich jetzt habe rufen lassen (indem er vor ihr stehen bleibt, und sie forschend betrachtet) Du bist schneller gewesen als ich, meine Tochter – Ich verwundere mich – ich erschrecke über meine sorglose Sicherheit: – So nahe war ich der Gefahr, die ganze Arbeit meines Lebens zu verlieren!

Angelika. Mein Vater. Ich verstehe nicht, was sie meynen.

Hutten. Das Gespräch kommt nicht zu frühe – Du bist neunzehn Jahr alt, du kannst Rechenschaft von mir fodern. Ich habe dich herausgerissen aus der Welt, der du angehörst, ich habe in dieses stille Thal dich geflüchtet. Dir selbst ein Geheimniß wuchsest du hier auf. Du weißt nicht, welche Bestimmung dich erwartet. Es ist Zeit, daß du dich kennen lernest. Du mußt Licht über dich haben.

Angelika. Sie machen mich unruhig, mein Vater –

Hutten. Deine Bestimmung ist nicht, in diesem stillen Thal zu verblühen – Du wirst mich hier begraben, und dann gehörst du der Welt an, für die ich dich schmückte.

Angelika. Mein Vater, in die Welt wollen Sie mich stoßen, wo Sie so unglücklich waren?

Hutten. Glücklicher wirst du sie betreten (nach einem Stillschweigen) Auch wenn es anders wäre, meine Tochter –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)