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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

nothwendig, seinen Mitbürgern auch die Geschäfte des gewöhnlichen Lebens zu ersparen, und diese durch Fremdlinge verrichten zu lassen, damit auch nicht einmal die Sorge der Arbeit oder die Freude an häußlichen Geschäfften ihren Geist von dem Interesse des Vaterlands abzöge. Die Aecker und das Haus wurden deßwegen von Sclaven besorgt, die in Sparta dem Vieh gleich geachtet wurden. Man nennt sie Heloten, weil die ersten Sclaven der Spartaner Einwohner der Stadt Helos in Lakonien gewesen, die sie bekriegt und zu Gefangenen gemacht hatten. Von diesen Heloten führten nachher alle spartanischen Sclaven, die sie in ihren Kriegen erbeuteten, den Nahmen.

Abscheulich war der Gebrauch, den man in Sparta von diesen unglücklichen Menschen machte. Man betrachtete sie als ein Geräthe, von dem man zu politischen Absichten, wie man wollte, Gebrauch machen könnte, und die Menschheit wurde auf eine wirklich empörende Art in ihnen verspottet. Um der spartanischen Jugend ein abschreckendes Bild von der Unmäßigkeit im Trinken zu geben, zwang man diese Heloten sich zu betrinken, und stellte sie dann in diesem Zustand öffentlich zur Schau aus. Man ließ sie schändliche Lieder singen, und lächerliche Tänze tanzen; die Tänze der freigebohrnen waren ihnen verboten.

Man gebrauchte sie zu einer noch weit unmenschlichere Absicht. Es war dem Staat darum zu thun, den Muth seiner kühnsten Jünglinge auf schwere Proben zu setzen, und sie durch blutige Vorspiele zum Kriege vorzubereiten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)