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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

innerste Verschanzung, wo sie, dreißig Fahnen aufpflanzten. Unglücklicherweise hatten die Vertheidiger dieser Bastei aus einem Mißverstand ihren Posten verlassen. Die Türken wurden dieses nicht sobald gewahr, als sie unbemerkt die Mauer besteigen, sie im Besitz nehmen, die feindlichen Fahnen umstürzen, die ihrigen aufpflanzen, und mit einen brüllenden Siegsgeschrei ihre Gefährten herbeirufen.

Der Großmeister, dem diese Ueberrumpelung hinterbracht wurde, ließ eiligst das Geschütz der benachbarten Bastei dahin schaffen und beunruhigte den triumphirenden Feind mit einem unaufhörlichen Kanonenfeuer. Indessen eilte ihm einer seiner vornehmsten Ritter zu Hülfe. Was die Kugeln verschonten, fraß das Schwert. Die christlichen Fahnen verdrängten wieder die feindlichen, der Kampf schien sich allmählig zu verkehren. Aber mit neuem Ungestüm erwachte er, als der Aga mit verzweiflungsvoller Hartnäckigkeit seinen Platz zu behaupten wagte. Wüthend stürzte sich der Großmeister, an der Spitze seiner Soldaten zum zweiten mal durch die feindlichen Haufen. Das Gefecht dauerte sechs Stunden.

Endlich fürchtete der Großmeister, seine Truppen möchten durch den hartnäckigen Widerstand erschöpft seyn, und von der überlegenen feindlichen Menge überwältigt werden. Diesem zuvorzukommen, zog er vom St. Nikolausthurme 200 Mann herbei. Diese noch rüstigen Leute gaben dem Gefecht plötzlich eine andre Wendung.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)