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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Schluß desselben gieng dahin, um die Kräfte der Vertheidiger, die sich bisher immer glücklich auf einen Ort zusammengedrängt hatten, zu zerstreuen, einen Generalsturm zu wagen.

Den 24sten September sollte der Angriff geschehen. Solimann versprach den Soldaten die Plünderung der Stadt, wenn es ihnen gelingen würde, sie mit bewaffneter Hand zu erobern.

Der Sturm wurde mit einem unaufhörlichen Kanonenfeuer eröffnet. Die Türken beschossen zwei ganzer Tage lang die englische, spanische, und Provenzer-Bastei, in der Absicht, die Bresche zu erweitern. Der Großmeister beschäfftigte sich indessen unabläßig mit Vertheidigungsanstalten. Die ganze Nacht vor dem 24sten brachte er mit Besichtigung seiner Truppen zu. Er ermunterte sie zu gleicher Zeit durch die rührendsten Vermahnungen[WS 1], standhaft für die Ehre der Religion und das Leben ihrer Mitbürger zu kämpfen, und lieber dem Tod entgegen zu eilen, als sich unter das Joch der Knechtschaft zu beugen. Mit thränendem Auge stürzten sich Griechen und Lateiner, Bürger und Ritter in die Arme, und schwuren sich bei dem Kreutze des ewigen Ueberwinders Treue zu bis in den Tod.

Mit anbrechendem Morgen verdoppelten die Türken ihre Batterien, vorzüglich gegen die anzugreifenden Posten, nicht sowol, um die Bresche zu erweitern, als um ungesehen von dem Feind mitten durch den Pulverdampf


  1. Vorlage: Vermahmungen
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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_147.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)