Seite:De Thalia Band3 Heft10 129.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Achtung der sämmtlichen Ritter erworben, und von dieser geleitet, legten sie das Heil ihres Ordens in seine Hände.

Tief schmerzte es Amaral sich übergangen zu sehen. – Sein Stolz brütete Rache, und in der ersten Hitze entfuhr ihm ein harter Schwur, dieses solle der letzte Großmeister seyn. Er hatte einen türkischen Sklaven, den er im Krieg erbeutet; diesem entdeckte er sein Vorhaben. Er wußte wohl daß er in ihm einen verschmitzten, arglistigen Kopf fand. Unter dem Vorwand, sein Lösegeld zu hohlen, fertigte er ihn heimlich mit einem Brief an den Sultan Soliman nach Konstantinopel ab.

Er feuerte in demselben den Sultan zur Belagerung der Stadt Rhodus an, und fügte eine umständliche Beschreibung des Zustands der Stadt, ihre schwächsten Gegenden, die Anzahl der Ritter und ihrer Mannschaft, endlich auch ihres Vorraths an Lebensmitteln und Munition bei. Soliman, der schon längst Absichten auf diese Stadt hatte, fand diesen Antrag sehr schmeichelhaft, und suchte den Urheber durch die üppigsten Versprechungen und glänzendsten Schmeicheleien, das unumschränkteste Zutrauen einzuflößen.

Indessen wußte der neue Großmeister nur zu wohl, daß Rhodus eine Belagerung drohte und ertheilte diese Nachricht den ganzen Orden mit, durch eine Aufforderung an alle Christliche Staaten. Zu größerer Vorsicht trieb er sogleich alle Einkünfte des Ordens

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_129.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)