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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

VI.

Eine Mohrin.

auch ein Geheimniß aus Ludwig XIV Regierung.

(aus den Memoires des Herzogs von S. Simon)




In Moret, einer kleinen Stadt, nahe bei Fontainebleau war ein kleines Kloster, wo eine unbekannte Mohrin eingekleidet wurde, die man niemanden sehn ließ. Bontemps, Gouverneur von Versailles, der alle geheimen Hausgeschäffte des Königs besorgte, hatte sie ganz jung dahin gebracht; die Mitgabe, die er bezahlte, war ansehnlich, und er fuhr fort ein starkes Kostgeld jährlich für sie zu erlegen. Auch trug er Sorge, daß ihr keine von den Annehmlichkeiten, die sie wünschen konnte, abgieng, und von alle dem, was man bey einer Nonne für Ueberfluß halten kann, wurde ihr nichts verweigert. Die Königinn, und nach ihr die Frau von Maintenon, besuchten das Kloster sehr oft, wenn sie in Fontainebleau waren, und ließen sich den Wohlstand desselben sehr angelegen seyn. Unmittelbar zwar richtete keine von beiden ihre Sorgfalt auf diese Mohrin. Oft sahen

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_125.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)