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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

dem Uebertritt aus der Finsterniß zum Lichte zu vergleichen ist, vielleicht auch darum, weil sie die neuerkannten Wahrheiten in sinnlichen Bildern wirklich und eigentlich anschauten.

Zu dieser Anschauung konnten sie aber nicht auf einmal gelangen, weil der Geist erst von manchen Irrthümern gereinigt, erst durch mancherley Vorbereitungen gegangen seyn mußte, ehe er das volle Licht der Wahrheit ertragen konnte. Es gab also Stuffen oder Grade, und erst im innern Heiligthum fiel die Decke ganz von ihren Augen.

Die Epopten erkannten eine einzige höchste Ursache aller Dinge, eine Urkraft der Natur, das Wesen aller Wesen, welches einerley war mit dem Demiurgos der griechischen Weisen. Nichts ist erhabener, als die einfache Größe, mit der sie von dem Weltschöpfer sprachen. Um ihn auf eine recht entscheidende Art auszuzeichnen, gaben sie ihm gar keinen Nahmen. Ein Nahme, sagten sie, ist bloß ein Bedürfniß der Unterscheidung, wer allein ist, hat keinen Nahmen nöthig, denn es ist keiner da, mit dem er verwechselt werden könnte. Unter einer alten Bildsäule der Isis las man die Worte: „Ich bin, was da ist“ und auf einer Pyramide zu Sais fand man die uralte merkwürdige Innschrift: „Ich bin alles was ist, was war, und was seyn wird, kein sterblicher Mensch hat meinen Schleyer aufgehoben.“ Keiner durfte den Tempel des Serapis betreten, der nicht den Nahmen Jao – oder J – ha – ho,

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_017.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)