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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Bei diesem widrigen Vorurtheile des Königs gegen die Häupter des niederländischen Adels war es kein Wunder, daß er sich den gewaltthätigsten Maßregeln gegen sie überließ. Von jezt an war das Verderben des Prinzen von Oranien, des Grafen von Egmont, von Hoorne und vieler andrer im stillen beschlossen; um sie aber in die Schlinge zu locken, die man ihnen bereitete, mußten sie durch verstellte Aeußerungen seiner Zufriedenheit erst sicher gemacht werden. Man schrieb ihnen die gnädigsten Briefe, die von Vertrauen und Wohlgewogenheit überflossen. Die Anschuldigungen und Vorwürfe, die man auf eine geschickte Art einmischte, gaben diesen Versicherungen einen Schein von Aufrichtigkeit, und stürzten sie in eine gefährliche Ruhe, als wenn dieß alles wäre, was man über sie zu klagen hätte. Dem Grafen von Egmont sagte man oft harte Dinge in diesen Briefen, um so weniger fiel es ihm ein, daß noch etwas im Hinterhalt seyn könnte.

So leicht Egmont in die Schlinge zu ziehn war, so schwer hielt es, den Prinzen von Oranien zu täuschen. Eine glücklichere Kombinationsgabe, mehr Kenntniß der Welt und der Höfe, und die Aufmerksamkeit seiner Feinde bewahrten ihn vor Betrug. Gerade um dieselbe Zeit, wo der König in Versicherungen seiner Zufriedenheit gegen ihn und seine Freunde

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)