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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Bald nach Errichtung des Geusenbundes brach die Bilderstürmerei in den Provinzen aus. Die Statthalter eilten von Brüssel weg nach ihren Distrikten, um die Ruhe wieder herzustellen. Hier zeichnete sich Egmont durch seinen Diensteifer vor allen übrigen aus. Er ließ in Artois und Flandern viele Aufrührer am Leben strafen, und brachte die Protestanten zur Ruhe. Aber auch diesen großen Dienst rechnete man ihm nachher als Hochverrath an, weil er den Protestanten einige geringe Concessionen ertheilt hatte, die er ihnen nicht im Stande gewesen wäre, mit Gewalt zu verweigern.

Die Exzesse der öffentlichen Predigten und der Bilderstürmerei gaben den alten unversöhnlichen Feinden des niederländischen Volks, dem Kardinal Granvella, der seinen Einfluß auf den König noch immer behalten hatte, dem Herzog von Alba und dem Großinquisitor Spinosa die Waffen in die Hand, den Häuptern des niederländischen Adels im Gemüthe des Königs eine tödliche Wunde zu versetzen. Alle diese Unordnungen wurden ihnen zur Last gelegt. Ihre Lauigkeit im Dienste des Königs, ihre Nachsicht gegen die einreissenden Sekten, ihre heimlichen Intriguen und Aufmunterungen, ihr Beispiel in der Widersezlichkeit, ihre Verbindungen mit den conföderirten Geusen – alles dieses mußte nun zusammengewirkt haben, den Muth der Rebellen zu erheben,

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_057.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)