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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Der Empfang, der ihm in Madrid widerfuhr, war auszeichnend. Der König und alle seine kastilianischen Großen beeiferten sich in die Wette, seiner Eitelkeit zu schmeicheln. Alle seine Privatgesuche wurden ihm über alle seine Erwartungen gewährt, und diese Gewährungen noch bei seinem Abschied mit einem Geschenke von 50.000 Gulden begleitet. Sanfte Vorwürfe über den Muthwillen gegen Granvella, die ihm der König in einer Privataudienz machte, mußten sein Vertrauen in dessen Aufrichtigkeit eher vermehren als vermindern. Von den Gesinnungen des Königs gegen die niederländische Nation wurden ihm von diesem selbst, und von allen seinen Räthen die besten Versicherungen gegeben. Der König, hieß es, wolle nach den bessern Belehrungen, die er nunmehr durch den Grafen erhalten, auf das einstimmige Verlangen der Provinzen Rücksicht nehmen, und den Weg der Güte gewaltsamen Maßregeln vorziehen. Egmont verließ Madrid als ein Glücklicher – er erfüllte die Niederlande mit Lobpreisung des Monarchen, während daß schon neue Mandate hinter ihm hereilten, die seine Versicherungen Lügen straften.

Zu spät erwachte er von seinem Taumel. Die allgemeine Stimme klagte ihn an, daß er über seinen Privatnutzen das allgemeine Beste hintan gesezt habe. Er schrie laut über die spanische Arglist, und drohte

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_055.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)