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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Nation Trotz gebothen, aber diesen Grad öffentlicher Verachtung konnte er nicht ertragen. Er legte seine Ministerstelle nieder, und verließ die Provinzen.

Nach dem Abzug Granvellens hatte der Graf von Egmont beinahe den ersten Platz in der Gunst der Regentinn. Da es aber an einer festen Hand fehlte, den unter sich selbst entzweihten und von dem verschiedensten Privatinteresse gelenkten Adel zusammenzuhalten, so wurde die Anarchie allgemein, die Justiz wurde schlecht verwaltet, die Finanzen vernachlässigt, das Religionswesen gerieth in Verfall und die Sekten griffen um sich. Eine geschärfte Erneurung der Religionsedikte von Spanien aus war die nächste Folge dieser Zerrüttung; aber das Volk, durch die bisherige Nachsicht verwöhnt, wollte dieses Joch nicht mehr tragen. Um eben diese Zeit sollten die Schlüsse der tridentinischen Kirchenversammlung in den Niederlanden zur Vollstreckung gebracht werden. Ihr Inhalt stritt mit den Gerechtigkeiten der Provinzen, und alle Stände lehnten sich dagegen auf. Um den König auf andere Gedanken zu bringen, schickte die Regentinn den Grafen von Egmont nach Spanien, der ihn durch mündliche Berichte besser, als sich durch Briefe thun ließ, von dem gegenwärtigen Zustand der Dinge unterrichten konnte. Egmont reis’te im Jenner 1565 aus den Niederlanden ab.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)