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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

mit mancher Weisheit, die der Jugend mangelt.
Warum von der Göttinnen schlimmster, von
der Ehrbegierde dich beherrschen lassen?
O meide die Abscheuliche! In manch
glückselig Haus, in manch glückselig Land
schlich sie sich ein, doch wo man sie empfieng,
zog sie nie anders aus, als mit Verderben.
Sieh, und nach dieser rasest du! Wie viel
vortreflicher ist Gleichheit! Gleichheit knüpft
den Bundsverwandten mit dem Bundsverwandten,
den Freund zusammen mit dem Freund, und Länder
mit Ländern! Gleichheit ist das heilige Gesetz
der Menschheit. Dem Vermögenderen lebt
ein ew’ger Gegner in dem Aermern, stets
bereit, ihn zu bekriegen. Gleichheit gab
den Menschen Maaß, Gewicht und Zahl. Das Licht
der Sonne und die strahlenlose Nacht
läßt sie in gleichem Zirkelgange wechseln –
und, keines neidisch auf des andern Sieg,
wetteifern beide nur, der Welt zu dienen.
Und dich befriedigt nicht der gleiche Theil
am Throne, du mißgönnst ihm auch den seinen?
Ist das gerecht, mein Sohn? Was ist so großes
denn an der Macht, der glücklichen Gewaltthat,
daß du so übermäßig sie vergötterst?
Der Menschen Augen auf sich ziehn? Ist das
das Herrliche? Das ist ja nichts! Bei vielen


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_032.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)