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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

du einen Sohn, so wird dich der Erzeugte tödten,
und wandeln muß dein ganzes Haus durch Blut.“
Doch er, von Lust und Bacchus Wuth besiegt,
ward Vater – Als ein Knabe nun erschien,
gab er, der Uebereilung jetzt zu spät
gewahr und des Orakels eingedenk,
dem Neugebohrnen, dem er durch die Solen
ein spitzig Eisen trieb, den Hirten, ihn
auf Junos Au zu werfen, die den Gipfel
Cithärons schmückt. Hier ward er von den Hirten
des Polybus gefunden, heimgetragen,
und vor die Königinn gebracht, die, meines
Gebährens Frucht an ihre Brust gelegt,
bei'm Gatten sich des Kindes Mutter rühmte.
Als er zum Jüngling nun gereift, und um
das Kinn das zarte Milchhaar angeflogen,
gieng er – sei’s aus freiwill’ger Regung, sei’s
auf fremden Wink – die Eltern zu erfragen,
nach Phöbus Stadt, wohin zu gleicher Zeit
auch Lajus, mein Gemahl, sich aufgemacht,
vom weggelegten Sohne Kundschaft zu erhalten.
Auf einem Scheideweg in Phocis stießen
sie auf einander, und der Wagenführer
des Lajus rief: Mach’ Platz dem König, Fremdling!
Doch er kroch schweigend seines Weges fort
mit hohem Geist, bis ihm der Zelter Huf
die Ferse blutig trat – da – doch wozu

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)