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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Iphigenie in Aulis – Teil 2

Athene kam, auf ihre Lanze stolz,
und stolz auf ihre Reitze Cypria

1610
die Schlaue, und Saturnia die Hohe

auf Jovis königliches Bette stolz!
O dieser Streit führt Griechenland zum Ruhme,
Jungfrauen, mich führt er zum Tod!

Chor.
 Du fällst
für Ilion Dianens erstes Opfer.

Iphigenie.

1615
Und er – o meine Mutter – Er, der mir

das jammervolle Leben gab, er flieht!
Er meidet sein verrathnes Kind! Weh’ mir,
daß meine Augen sie gesehen haben,
die traurige Verderberinn! Ihr muß

1620
ich sterben – unnatürlich muß ich sterben,

durch eines Vaters frevelhaften Stahl!
O Aulis, hättest du der Griechen Schiffe
in deinem Hafen nie empfangen! Hätte
ein günst’ger Wind nach Troja sie beflügelt,

1625
kein Zevs hier am Euripus sie verweilt!

Ach! Er verleiht die Winde nach Gefallen,
dem schwellt er mit gelindem Wehn die Segel,
dem sendet er das Leid, die Angst dem andern,
den läßt er glücklich aus dem Hafen steuern,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_036.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)