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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Iphigenie in Aulis – Teil 2

Agamemnon.
Ich weiß, wo Mitleid gut ist, und wo nicht.

1565
Liebt’ ich mein eigen Blut nicht, rasen müßt’ ich.

Entsezlich ist mir’s, solches zu beschließen,
entsezlich mich ihm zu entziehn – Seyn muß es.
Seht dort die Flotte Griechenlandes! Seht!
Wie viele Könige in Erzt gewaffnet!

1570
Von diesen allen sieht nicht Einer Troja,

und nimmer fällt die Burg des Priamus,
du sterbest denn, wie es der Seher fordert.
Von wüthendem Verlangen brennt das Heer,
nach Phrygien die Segel auszuspannen,

1575
und der Achiver Gattinnen auf ewig

von diesen Räubern zu befrein. Umsonst,
daß ich dem Götterspruch mich widersetze,
ich – du – und du – und unsre Töchter in
Mycene würden Opfer ihres Grimmes.

1580
Nein Kind! Nicht Menelaus Sclave bin ich.

Nicht Menelaus ist’s, der aus mir handelt.
Dein Vaterland will deinen Tod – ihm muß ich,
gern oder ungern, dich zum Opfer geben.
Das Vaterland geht vor! – Die Griechen frei

1585
zu machen, Kind, die Frauen Griechenlandes,

was an uns ist, vor räubrischen Barbaren
zu schützen – das ist deine Pflicht und meine!
(er geht ab.)

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_034.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)