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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

dadurch daß er seiner Struktur dienet, sind ihre Zwecke mit ihm gesichert.“


Und kann etwas vortrefflicher seyn, als daß alle Theile des großen Ganzen nur dadurch den Zweck der Natur befördern, daß sie ihrem eignen getreu bleiben, daß sie nicht zu der Harmonie beitragen wollen dürfen, sondern daß sie es müssen. Diese Vorstellung ist so schön, so hinreissend, daß man schon dadurch allein bewogen wird –

„sie einem Geiste zu gönnen, wollen Sie sagen? weil der selbstsüchtige Mensch seinem Geschlechte gern alles Gute und Schöne zutragen möchte, weil er den Schöpfer so gern in seiner Familie haben möchte. Geben Sie dem Krystalle das Vermögen der Vorstellung, sein höchster Weltplan wird Krystallisation, seine Gottheit die schönste Form von Krystall seyn. Und mußte dieß nicht so seyn? Hielt nicht jede einzelne Wasserkugel so getreu und fest an ihrem Mittelpunkte, so würde sich nie ein Weltmeer bewegt haben.“

Aber wissen Sie auch, gnädigster Prinz, daß Sie bisher nur gegen Sich Selbst bewiesen haben? Wenn es wahr ist, wie Sie sagen, daß der Mensch nicht aus seinem Mittelpunkte weichen kann, woher Ihre eigene Anmaßung, den Gang der Natur zu bestimmen? Wie können Sie es dann unternehmen, die Regel festsetzen zu wollen, nach der sie handelt?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)