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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

schlafen gegangen war. Der Prinz entschließt sich also, selbst aufzustehen und einen seiner Leute zu errufen. Er ist noch nicht weit gegangen, als ihm von ferne eine liebliche Musik entgegen schallt. Er geht wie bezaubert dem Schall nach und findet Biondello auf seinem Zimmer auf der Flöte blasend, seine Kameraden um ihn her. Er will seinen Augen, seinen Ohren nicht trauen, und befiehlt ihm fortzufahren. Mit einer bewundernswürdigen Leichtigkeit extemporiert dieser nun dasselbe schmelzende Adagio mit den glücklichsten Variationen und allen Feinheiten eines Virtuosen. Der Prinz, der ein Kenner ist, wie Sie wissen, behauptet, daß er sich getrost in der besten Kapelle hören lassen dürfe.

„Ich muß diesen Menschen entlassen,“ sagte er mir den Morgen darauf, „ich bin unvermögend, ihn nach Verdienst zu belohnen.“ Biondello, der diese Worte aufgefangen hatte, trat herzu. Gnädigster Herr, sagte er, wenn Sie das thun, so rauben Sie mir meine beste Belohnung.

„Du bist zu etwas Besserm bestimmt, als zu dienen,“ sagte mein Herr. „Ich darf dir nicht vor deinem Glücke seyn?“

Dringen Sie mir doch kein andres Glück auf, gnädigster Herr, als das ich mir selbst gewählt habe.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)