Seite:De Thalia Band2 Heft6 078.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Das heimliche Gericht - Teil 2

wenig Euer eignes Leben Euch galt, das in der Gemeinschaft mit Euerm Geschlecht seinen Werth verloren hatte. Verachtet den elenden Stolz der Menschen, die das besudelte verfälschte Konterfei des Lebens geheiligt haben und hochhalten, um endlich auch das Gedächtniß des ächten Kleinods zu vernichten. Sie haben es tausendfach mit Gesetzen umzäunt. Sie haben die Gerechtigkeit zur Helfershelferinn ihrer Verderbniß gemacht. Jezt aber lernen sie zittern vor unsichtbaren Verfolgern, die kühn diese Verschanzungen ersteigen. Noch konnten sie bloß auf ihre Feigheit wirken. Einst werden sie auch das strenge Gericht verstehen, vor dem sie sich jezt sklavisch beugen – und dann wird es aufhören! Das Blut dieses Geschlechts fließt, daß jeder Tropfen des künftigen zehnfach im Preise steige.

Heinrich. (begeistert.) Um diesen Lohn möge auch das meinige fließen! Ich bin entschlossen zu allem, was der Orden mir gebeut.

Erzbischof. So beginne dann die Weihe. Brüder, er ist reif. Laßt ihn zu den Eiden schreiten. – Diese Ketten verheißen Freiheit Euch und dem Menschengeschlecht.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_078.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)