Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält Iphigenie in Aulis – Teil 1 | |
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Menelaus.
Bei Pelops, deinem
und meinem Vater Atreus sei’s geschworen!
Ich rede wahr und ohne Winkelzug
mit dir, gerad’ und offen, wie ich’s meine.
Wie dir die Augen so von Thränen flossen,
da ward mein inn’res Mark bewegt, da konnt’ ich
mich selbst der Thränen länger nicht erwehren.
Ich nehme, was ich vorhin sprach, zurück.
Ich will nicht grausam an dir handeln. Nein,
die Tochter nicht, ich selber rath’ es dir.
Mein Glück geh’ deinem Glück nicht vor. Wär’s billig,
daß mir’s nach Wunsche gienge, wenn du leidest?
Daß deine Kinder stärben, wenn die meinen
zu thun? Laß sehn! Um eine Ehgenossinn?
Und find’ ich die nicht aller Orten, wie’s
mein Herz gelüstet? Einen Bruder soll ich
verlieren, um Helenen heimzuhohlen?
Ein Thor, ein heisser Jünglingskopf war ich
vorhin, jezt, da ich’s reifer überdenke,
jezt fühl’ ich, was das heißt – sein Kind erwürgen!
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_032.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)