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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Iphigenie in Aulis – Teil 1

als Opfer bluten müsse; blutete
sie nicht, dann weder Fahrt, noch Sieg. Sogleich
erhält Thalthybius von mir Befehl
mit lautem Heroldsruf das ganze Heer

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der Griechen abzudanken. Nimmermehr

will ich zur Schlachtbank meine Tochter führen.
Durch seiner Gründe Kraft und Erd’ und Himmel
bewegend reißt der Bruder endlich doch
mich hin, das Gräßliche geschehn zu lassen.

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Nun schreib’ ich an die Königinn, gebiet’

ihr, ungesäumt zur Hochzeit mit Achill
die Tochter mir nach Aulis herzusenden.
Hoch rühm’ ich ihr des Bräutigams Verdienst,
sie rascher anzutreiben, setz’ ich noch

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hinzu, es weigre sich Achill, mit uns

nach Ilion zu ziehn, bevor er sie
als Gattinn in sein Phthia heimgesendet.
In dieser fälschlich vorgegebnen Hochzeit
hab’ ich des Kindes Opferung der Mutter

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verhüllet. Außer Menelaus, Kalchas

und mir, weiß nur Ulyß um das Geheimniß.
Doch was ich damals schlimm gemacht, mach’ ich
in diesem Briefe wieder gut, den du
im Dunkel dieser Nacht mich öfnen und

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versiegeln hast gesehen – Nimm! Und gleich

damit nach Argos! – Halt – Der Königinn
und meinem Hause, weiß ich, warst du stets


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_008.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)