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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Aber überlegen Sie, gnädigster Herr, wie weitläuftig die Anstalten zu einem so zusammengesetzten Betrug von Seiten des Armeniers hätten sein müssen! Wie viele Zeit dazu gehört haben würde! Wie viele Zeit nur, einen menschlichen Kopf einem andern so getreu nachzumahlen, als hier vorausgesetzt wird! Wie viele Zeit, diesen unterschobenen Geist so gut zu unterrichten, daß man vor einem groben Irrthum gesichert war! Wie viele Aufmerksamkeit die kleinen unnennbaren Nebendinge würden erfodert haben, welche entweder mithelfen, oder denen, weil sie stören konnten, auf irgend eine Art doch begegnet werden mußte! Und nun erwägen Sie, daß der Russe nicht über eine halbe Stunde abwesend war. Konnte wohl in nicht mehr als einer halben Stunde alles angeordnet werden, was hier nur das unentbehrlichste war? – Wahrlich, gnädigster Herr, selbst nicht einmal ein dramatischer Schriftsteller, der um die unerbittlichen drei Einheiten seines Aristoteles verlegen war, würde einem Zwischenakt so viel Handlung aufgelastet, noch seinem Parterre einen so starken Glauben zugemuthet haben.

„Wie, Sie halten es also schlechterdings für unmöglich, daß in dieser kleinen halben Stunde alle diese Anstalten hätten getroffen werden können?“

In der That, rief ich, für so gut als unmöglich.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_121.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)