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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

„Ich glaube, daß dieß sehr richtig geurtheilt war, sagte der Prinz. In einer Reihe außerordentlichen Erscheinungen müßte, däucht mir, just die wahrscheinlichere stören; die Leichtigkeit, die erhaltene Entdeckung zu begreifen, würde hier nur das Mittel, durch welches man dazu gelangt war, herabgewürdigt haben; die Leichtigkeit, sie zu erfinden, dieses wohl gar verdächtig gemacht haben; denn wozu einen Geist bemühen, wenn man nichts weiteres von ihm erfahren soll, als was auch ohne ihn, mit Hülfe der bloß gewöhnlichen Vernunft herauszubringen war? Aber die überraschende Neuheit und Schwürigkeit der Entdeckung ist hier gleichsam eine Gewährleistung: des Wunders, wodurch sie erhalten wird – denn wer wird nun das Uebernatürliche einer Operation in Zweifel ziehen, wenn das, was sie leistete, durch natürliche Kräfte nicht geleistet werden kann? – Ich habe Sie unterbrochen, setzte der Prinz hinzu. Fahren Sie fort Ihrer Erzählung.“

„Ich ließ die Frage an den Geist ergehen, ob er nichts mehr sein nenne auf dieser Welt, und nichts darauf hinterlassen habe, was ihm theuer wäre? Der Geist schüttelte dreimal das Haupt und streckte eine seiner Hände gen Himmel. Ehe er wegging, streifte er noch einen Ring vom Finger, den man nach seiner Verschwindung auf dem Fußboden liegend fand. Als die Gräfinn ihn genauer in’s Gesicht faßte, war es ihr Trauring.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_106.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)