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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

„Aber der pantomimische Tanz, der eine so überraschende seltsame Wendung nahm – dieser war doch wenigstens nicht von Ihrer Erfindung?“

„Das Mädchen, welches die Königinn vorstellte, war von mir unterrichtet, und ihre ganze Rolle mein Werk. Ich vermuthete, daß es Eure Durchlaucht nicht wenig befremden würde, an diesem Orte gekannt zu sein, und (verzeihen Sie mir, gnädigster Herr) das Abentheuer mit dem Armenier ließ mich hoffen, daß Sie bereits schon geneigt sein würden, natürliche Auslegungen zu verschmähen, und nach höhern Quellen des Außerordentlichen zu spüren.“

„In der That, rief der Prinz mit einer Miene zugleich des Verdrusses und der Verwunderung, indem er mir besonders einen bedeutenten Blick gab, in der That, rief er aus, das habe ich nicht erwartet.“ [1]


  1. Und wahrscheinlich auch die wenigsten meiner Leser. Diese zu den Füßen des Prinzen so unerwartet und so feierlich niedergelegte Krone mit der vorhergehenden Prophezeihung des Armeniers zusammen genommen, scheint so natürlich und ungezwungen auf einen gewissen Zweck zu zielen, daß mir beim ersten Lesen dieser Memoires sogleich die verfängliche Anrede der Zauberschwestern im Macbeth: Heil dir Than von Glamis, der einst König sein wird! dabei eingefallen ist; und vermuthlich ist es mehreren so ergangen. Wenn eine gewisse Vorstellung auf eine feierliche und ungewöhnliche Art in die Seele gebracht worden, so kann es nicht fehlen, das alle darauf folgende, welche nur der geringsten Beziehung auf sie fähig sind, sich an dieselbige anschließen und in einen gewissen Rapport mit ihr setzen. Der Sicilianer, der, wie es scheint, mit der ganzen Sache nicht mehr und nicht weniger gewollt hat, als den Prinzen dadurch zu überraschen, daß er ihn merken läßt, sein Stand sei entdeckt, hat dem Armenier, ohne daran zu denken, in die Hand gearbeitet: aber so sehr die Sache auch an Interesse verliert, wenn man den höhern Zweck zurücknimmt, auf welchen sie anfangs angelegt schien, so wenig darf ich doch der historischen Wahrheit zu nahe treten, und ich erzähle das Factum, wie ich es gefunden. S.
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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_080.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)