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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

an ihm gefunden war. Alles, worauf seine Kameraden sich besinnen konnten, war, daß er in der letzten Zeit sehr schwermüthig gewesen, und, wo er nur einen Augenblick erhaschen konnte, ein gewisses Minoritenkloster in der Giudecca besucht habe, wo er auch mit einigen Brüdern öfters Umgang gepflegt. Dieß brachte uns auf die Vermuthung, daß er vielleicht in die Hände der Pfaffen gerathen sein möchte, und sich katholisch gemacht hätte; und weil der Prinz über diesen Artikel damals noch sehr tolerant oder sehr gleichgültig dachte, so ließ er’s nach einigen fruchtlosen Nachforschungen dabei bewenden. Doch schmerzte ihn der Verlust dieses Menschen, der ihm auf seinen Feldzügen immer zur Seite gewesen, immer treu an ihm gehangen, und in einem fremden Lande so leicht nicht wieder zu ersetzen war. Heute nun, als wir eben im Begriff standen auszugehen, ließ sich der Banquier des Prinzen melden, an den der Auftrag ergangen war, für einen neuen Bedienten zu sorgen: dieser stellte dem Prinzen einen gutgebildeten und wohl gekleideten Menschen in mittlern Jahren vor, der lange Zeit in Diensten eines Prokurators als Sekretär gestanden, französisch und auch etwas deutsch sprach, übrigens mit den besten Zeugnissen versehen war. Seine Physionomie gefiel, und da er sich übrigens erklärte, daß sein Gehalt von der Zufriedenheit des Prinzen mit seinen Diensten abhängen sollte, so ließ er ihn ohne Verzug eintreten.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)