Seite:De Thalia Band2 Heft5 073.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

„Wen meinen Sie?“ fragte der Anführer der Häscher mit einer Miene, die deutlich zeigte, wie unnöthig diese Frage war.

„Den Herrn in russischer Uniform meine ich, der Sie vorhin beiseite zog, Ihnen etwas schriftliches vorwies und einige Worte in’s Ohr sagte, worauf Sie uns sogleich wieder losgaben.“

„Sie kennen diesen Herrn also nicht? fragte der Häscher wieder. Er war nicht von Ihrer Gesellschaft?“

„Nein, sagte der Prinz – und aus sehr wichtigen Ursachen wünschte ich, näher mit ihm bekannt zu werden.“

„Näher, antwortete der Häscher, kenn’ ich ihn auch nicht. Sein Name selbst ist mir unbekannt, und heute hab ich ihn zum erstenmal in meinem Leben gesehen.“

„Wie? und in so kurzer Zeit, durch ein paar Worte konnte er so viel über Sie vermögen, daß Sie Ihn selbst und uns alle für unschuldig erklärten?“

„Allerdings durch ein einziges Wort.“

„Und dieses war? – Ich gestehe, daß ich es wissen möchte.“

„Dieser Unbekannte, gnädigster Herr – indem er die Zechinen in seiner Hand wog – Sie sind zu großmüthig gegen mich gewesen, um Ihnen länger ein Geheimniß daraus zu machen – dieser Unbekannte war – ein Offizier der Staatsinquisition.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)