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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Konrad. Also ist es doch wahr? Es ist kein Spiel meines erhitzen Blutes? Ich sah etwas wirkliches – Laß mich ihn fassen, ob er Körper hat – Ha und sieh! blutige Flecken daran. –

Mathilde. Aber wie kam dieses Schreckbild hieher?

Konrad. Eben fällt mir's ein. Das Blut, das an diesem Eisen klebt, hat in den Adern eines verborgenen Missethäters geflossen. In den Augen der Menschen war er ein Heiliger, aber Mord lag auf seiner Seele und Ehebruch, und die Rache fand ihn aus.

Mathilde. O mein Konrad, sprich, entdecke mir alles. Was ist geschehen? Laß mich keine Fehlbitte thun. Du gestandest ja oft, ich allein wisse dir Trost und Stärke einzuhauchen. Noch steh' ich aufrecht und will dich halten; aber ich bin nur ein Weib, spiegle dich in meinem Muth weil es noch Zeit ist. Du kannst ihn leicht niederschlagen. – Du schweigst? O ich errathe den großen Meister, der die Popanze deiner Jugend erweckt hat, um dich als Mann zu schrecken. Das ist das Werk dieser hochgepriesenen Freundschaft!

Konrad. Freundschaft? – Ich weiß von keiner Freundschaft.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)