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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

bald Jahrhunderte durchstrichen, und Millionen vergifteter Seelen klagen die Nachlässigkeit der Vorfahren an. – Ich hab' Euch unsern Bund erklärt; sein Geist, Ihr seht es, ist ewig, wie die Sünde. Mit den Mährchen, die wir unserm Pöbel aufheften, konnt' ich Euch nicht spielen lassen. Der Name Karls des Großen hätte Euch schwerlich berauscht, und Ihr hättet zeitig eingesehen, daß kein Fürst jemals unser Stifter war. Unser Ziel ist das Eurige auch; glaubt Ihr mit uns sichrer zu gehen als allein, so habt Ihr nichts weiter zu bedenken.

Heinrich. Nichts – nichts, als eben dieses: ob ich allein besser gehe? Durch die Blendwerke, womit Ihr die Menschen schreckt, bemäntelt Ihr Eure Furcht vor den Menschen. Eure Waffen sind schlimm für Eure gute Sache. Aber diese giftigen Pfeile, fürcht' ich, stecken die Schützen selbst ab. Meuchelmord ist Eure Losung. Der Mann bietet eine offene Stirn dem Bösen, wie dem Guten. Niemals flohen meine Thaten das Licht, Und ich habe nicht selten glücklich gegen das Laster gekämpft.

Albert. Wie? Wo bin ich dann? Spricht jetzt der bittre Menschenfeind, der gestern noch im düstern Unmuth sich von seinem gesunkenen Geschlechte losriß? Zerschlagen war diese offene Stirn, kraftlos und gelähmt



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_032.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)