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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

stammeln. Wir hatten schon lange an seinen Worten gehangen. Durch die düstern Tannen schien die Abendsonne eine Glorie zu werfen um sein ehrwürdiges Haupt, es stralte wie wir uns die Vollendeten bilden. Da sprach er: "Aus unsern Zeiten keimen andre hervor. Bloßes Verderben duldet die Menschheit nicht lange. Man wird die Kunst erfinden, Licht aus der Finsterniß, Leben aus der Verwesung zu locken. Dem schlechten Boden wird man zu tragen geben, was noch auf diesem gedeiht. So wird man einst dieses Geschlecht zur Triebfeder des Guten für das unsrige erhöhen. Aber wehe den Männern, die diese Zukunft bereiten! – Ihr seid weit gekommen, sprach er zu uns, vor vielen Euers Zeitalters; aber einen Schritt weiter, so seid ihr nur zurück gegangen." – Und hast du diesen Schritt gethan, Konrad? – O weine, weine Vaterland, er hat ihn gethan!

(Er sinkt an Konrads Brust.)

Konrad. (sich losreißend.) Laß mich! laß mich! Ich möchte auf dich zürnen, und kann nicht. Du bist so ungerecht, aber du bist so gut, so edel! – Laß mich!

(Er eilt davon.)



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)