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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

daß du noch nicht gesättigt bist mit Thaten. Die Bande, die mich fesseln, kennst du freilich nicht. Ein Weib, das mich zärtlich liebt, und Söhne, die – Trotz sei dir geboten, Westhausen – die sich ihres Vaters nicht schämen werden – aus diesen Männer zu ziehen –

Heinrich. Und wenn du doch dich verrechnetest! Dein Weib kann dich nicht lieben, wenn sie nie für dich zu zittern hat. Und deine Söhne! – Du solltest sie kennen, diese gähnenden Mißgeburten, in dem dumpfen Qualm des häuslichen Lebens ausgebrütet. Sitze du bei ihnen, und sag’ ihnen vor von den Cäsaren und Alexandern, sie werden sich die süße Ruhe ihres Vaters loben. Aber weggestohlen vom Getümmel des Kriegs, ein Augenblick erspart von Geschäften und Thaten – der sä’t Früchte für die Nachwelt. Und wenn sie fragen, wo ihr Vater ist, diese, jene schöne That von ihm erzählt wird, diese kühne Unternehmung ihn zurückhält, weit, weit von ihnen, – dann sehnen sie sich zu ihm, zu kämpfen um den Ruhm unter seinen Augen!

Konrad. (faßt ihn bei der Hand.) Und doch hab’ ich gewonnen Heinrich; denn sieh dich um, meine Mathilde erscheint.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_011.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)