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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

seine vierte Tochter mit mir glüklich sein könne, wenn auch seine andern unglüklich genung gewesen wären, ihre Männer zu verlieren; er versicherte mich unaufhörlich, daß er durchaus nichts wider mich habe, vielmehr wie er von ganzem Herzen wünsche, daß seine Tochter mit mir glüklich sein möchte: ja auf mein heftigeres Bitten und Dringen beklagte er von Herzen, daß er diesen übereilten Eid gethan, versicherte aber nochmals, und mit neuen Betheuerungen, daß er dem nicht entgegen handeln, und mir, so lange ich in Kriegsdiensten sei, seine Tochter nicht geben könne. Alle diese Schwierigkeiten hatten meine Liebe zu Khery, so hieß die Tochter, vermehrt; es war also für mich keine Hofnung weiter, als nach der Residenz zurükzueilen, und Yoo um meine Entlassung zu bitten. Allein so schmeichelhaft er mich empfieng, und so viele Lobeserhebungen er mir über meine Kriegsunternehmungen machte, so war er doch durch nichts in der Welt zu bewegen, in mein Gesuch zu willigen, vielmehr, weil er meine Liebe für eine bloße jugendliche Aufwallung hielt, gab er den strengsten Befehl, daß ich binnen sechs Monaten die Residenz nicht verlassen sollte. Zwei Monat hielt ich dieses Verboth mit einer Standhaftigkeit, in der mich nur der äußerste Grad der Anstrengung erhalten konnte. Als ich aber erfuhr, was Khery bei dieser Hoffnungslosen Trennung litt, deren Vater gegen sie so unerbittlich war, als der König gegen mich, dann verließ mich diese ganze Standhaftigkeit, und Liebe beherrschte jeden meiner Entschlüsse. In der ersten Betäubung

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)