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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Sultan behauptete, daß nicht nur weit mehr Elend und Bosheit, als Glük und Gutes auf der Welt wäre, sondern daß auch, vorzüglich er, das unglüklichste von allen Geschöpfen sei. Ein Saz, den er schon mehrere Male geglaubt hatte, davon die Ueberzeugung aber allezeit nur so lange dauerte, als seine verdorbenen Säfte, und den richtig eine Dosis der heilsamen Sibirischen Wurzel mit sich hinwegnahm. Indessen da Ihro Majestät die gedachte Wurzel sehr ungerne verschlukten, so pflegten sie sich immer einige Zeit länger mit dem Sazze zu schleppen, als sie gebraucht hätten, und er ward oft, aber immer vergebens mit Worten bestritten. Diesmal nur war das Uebel hartnäkiger, und die Rhabarber vermochte eben so wenig dagegen als die demonstratio methodo mathematica ohngeachtet zwo gleiche Kräfte die zu gleicher Zeit angelegt werden, doch noch einmal so stark würkten, als jede einzelne. Es fuhr daher Hormuz der Gedanke durch den Kopf dem Uebel auf einer andern Seite beizukommen, und sich eines Vehikuls zu bedienen, das der Natur des Sultans angemessen war, es war dieses ihn durch eine Erzählung auf die wahren Begriffe von Menschenwerth, Menschenglük und Menschenelend zu führen, auf welche es gerade hier ankam.

Wenn Ihro Majestät gnädigst erlauben, fieng er auf einmal an, nachdem man über den Hypochondrischen Saz verschiedentlich disputiret hatte, ohne jedoch die Sache selbst im mindesten ins klare zu sezzen, weil zumal

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_102.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)