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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

die du mir zugewiesen hast – was sie
mir sind, weißt du. Was sie verdienen, haben
sie mir gegolten. Ihre zahmen Laster,
beherrscht vom Zaume, ziehen meinen Wagen,
wie deine Wetter die Natur – Jezt brauche
ich einen guten Menschen – brauch ihn mehr
und drängender als alles Glük das du
in meines Lebens schmales Bette preßtest.
Ich brauche Wahrheit – ihre stille Quelle
im dunkeln Schutt des Irrthums aufzugraben
ist nicht das Loos der Könige. Gib mir
den seltnen Mann mit reinem offnen Herzen,
mit hellem Geist und unbefangnen Augen,
der mir sie finden helfen kann. Ich schütte
die Loose auf. Laß unter tausenden,
die um der Hoheit Sonnenscheibe flattern,
den Einzigen mich finden.
er öfnet eine Chatoulle, die sehr stark verschlossen ist und nimmt eine Schreibtafel heraus. Nachdem er eine Zeitlang darinn geblättert.
 Bloße Namen –
nur Namen stehen hier und nicht einmal
Erwähnung des Verdiensts, dem sie den Plaz –
auf dieser Tafel danken … und was ist
vergeßlicher als Dankbarkeit? … Doch hier
auf dieser andern Tafel les’ ich jede
Vergehung pünktlich beigeschrieben. Wie?
Das ist nicht gut. Braucht etwa das Gedächtniß
der Rache diese Hilfe noch?



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)