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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

beweint die Fürstin eine That, von der
sie Ursach hat, die fürchterlichsten Folgen
für ihre Königin zu ahnden.

König.
 Wirklich?
Das gute Herz! … Ihr habt ganz recht vermuthet,
weßwegen ich euch rufen ließ. Ihr sollt
aus einem dunkeln Labirinth mich führen,
worein mich blinder Eifer, Eigennuz
geworfen hat – Hier liegen Zeugniße,
die meine Gattin meinen Sohn verdammen,
noch andre weiß ich, die das schreklichste
mich fürchten lassen – Aber schwer, Domingo,
schwer wird es mir, an eines nur zu glauben.
So tief, als man die Königin bezüchtigt,
herabzusinken kostet viel. So leicht,
als man mich überreden möchte, reissen
der Ehe heilge Bande nicht, zerreißt
die Sittsamkeit den Schleier nicht. Das Blut,
das stolzer fließt in königlichen Adern,
verschmäht das Gift der lüsternen Begierde,
die nur in Sklavenherzen brennt … Wer endlich
wer klagt sie an? Daßelbe feile Weib,
das kaum zuvor den Gürtel seiner Ehre
mir hinzugeben nicht erröthet hatte?
Ein würdges Zeugniß gegen meine Gattin
und Königin! – Und wenn sie fähig sollte
gewesen sein, so tief sich zu entehren,


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)