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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

allgemeinen Glükseligkeit kein Grad des Genußes fehlen. Derjenige große Haushalter seiner Welt, der ungenüzt keinen Splitter fallen, keine Lüke unbevölkert läßt wo noch irgend ein Lebensgenuß Raum hat, der mit dem Gifte, das den Menschen anfeindet, Nattern und Spinnen sättigt, der in das tode Gebiet der Verwesung noch Pflanzungen sendet, die kleine Blüthe von Wollust, die im Wahnwize sproßen kann, noch wirthschaftlich ausspendet, der Laster und Thorheit zur Vortreflichkeit noch endlich verarbeitet, und die große Idee des Weltbeherrschenden Roms aus der Lüsternheit des Tarquinimus Sextus zu spinnen wußte – Dieser erfinderische Geist sollte nicht auch den Irrthum zu seinen großen Zweken verbrauchen, und diese weitläuftige Weltstreke in der Seele des Menschen verwildert und freudeleer liegen lassen? Jede Fertigkeit der Vernunft, auch im Irrthum, vermehrt ihre Fertigkeit zur Empfängniß der Wahrheit.

Laß theurer Freund meiner Seele, laß mich immerhin zu dem weitläuftigen Spinngewebe der menschlichen Weisheit auch das meinige tragen. Anders mahlt sich das Sonnenbild in den Thautropfen des Morgens, anders im majestätischen Spiegel des erdumgürtenden Ozeans! Schande aber dem trüben wolkigten Sumpfe,

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)