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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Schiksale zu bewahren, blieb mir nichts übrig, als diese unvermeidliche Seuche durch Einimpfung unschädlich zu machen.

Und welchen günstigeren Zeitpunkt konnte ich dazu wählen, mein Julius? In voller Jugendkraft standst du vor mir, Körper und Geist in der herrlichsten Blüte, durch keine Sorge gedrükt, durch keine Leidenschaft gefeßelt, frei und stark den großen Kampf zu bestehen, wovon die erhabene Ruhe der Ueberzeugung der Preiß ist. Wahrheit und Irrthum waren noch nicht in dein Intereße verwebt. Deine Genüsse und deine Tugenden waren unabhängig von beiden. Du bedurftest keine Schrekbilder, dich von niedrigen Ausschweifungen zurük zu reissen. Gefühl für edlere Freuden hatte sie dir verekelt. Du warst gut aus Instinkt, aus unentweihter sittlicher Grazie. Ich hatte nichts zu fürchten für deine Moralität, wenn ein Gebäude einstürzte auf welchem sie nicht gegründet war. Und noch schröken mich deine Besorgniße nicht. Was dir auch immer eine melancholische Laune eingeben mag, ich kenne dich besser Julius.

Undankbarer! du schmähst die Vernunft, du vergißest was sie dir schon für Freuden geschenkt hat. Hättest du auch für dein ganzes Leben den Gefahren der Zweifelsucht entgehen können, so war es Pflicht für mich, dir Genüsse nicht vorzuenthalten, deren du fähig und würdig warest. Die Stuffe, worauf du

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)