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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Sechszehnter Auftritt.

Alba. Domingo.

Domingo
nach einer Pauße, worinn er die Prinzeßin mit den Augen begleitet hat.
 Herzog, diese Rosen,
und ihre Schlachten –

Alba.
– Und dein Gott – So will ich
den Bliz erwarten, der uns stürzen soll!
Nach einem Stillschweigen.
Daß es bis dahin kommen muß! – Ich bin
in seinen Kriegen grau geworden – daß
ich betteln soll von diesen Wangen, das,
ich kanns nicht läugnen, das verdrüßt mich – Doch,
doch diß Erröthen soll mit Seelenblut,
mit Missethätersbangigkeit dereinst
der Knabe mir bezahlen. – Kommen sie.[1]
Sie gehen ab.


  1. Es wird mir kaum mehr nöthig sein zu bemerken, daß der Dom Karlos kein Theaterstük werden kann. Der Verfasser hat sich die Freiheit genommen, jene Gränze zu überschreiten, und wird also nach jenem Maaßstab auch nicht beurtheilt werden. Die dramatische Einkleidung ist von [97] einem weit allgemeinerem Umfang, als die theatralische Dichtkunst, und man würde der Poesie eine große Provinz entziehen, wenn man den handelnden Dialog auf die Geseze der Schaubühne einschränken wollte. Die Regeln der Gattung entstunden aus ihren ersten Mustern – Derjenige welcher sich der dramatischen Form zuerst bediente, verband sie mit theatralischer Strenge – aber was macht diesen ersten Gebrauch zum Gesez für die Dichtkunst? – Dem Dichter kömmt es darauf an, die höchste Wirkung die er sich denken kann, zu erreichen. Liegt diese innerhalb der Gattung, so ist relative und absolute Vollkommenheit eins – aber wäre eine von diesen der andern aufzuopfern, so möchte die Gattung wahrscheinlich das kleinere Opfer sein. Dom Karlos ist ein Familiengemählde aus einem königlichen Hause.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)