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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

… O warlich ich bin undankbar. Was gäbe
die reichste Bettlerin darum, von meiner
Verdammniß einen Schimmer aufzuhaschen?
Was mangelte mir denn? – Er kann nicht lieben.
Und weiter nichts? – Ist’s denn so wahr, daß Liebe,
nur Liebe glüklich machen kann? Wenn Neid,
wenn Schmeichelei einstimmig mirs betheuren,
werd ichs zulezt nicht glauben, wirklich sein?
Und ist es denn jezt Liebe, was ich brauche?
wenn meine Ehre blutet – Liebe? Ruft
nicht lauter jezt, nicht schreklicher mein Stolz,
als meines Herzens stille Wünsche? Was
ein Mann mir nahm, kann nur ein König mir
ersezen. Nur der Rausch der Größe schläfert
die Schlangen meines Busens ein.
Nach einem zweifelhaften Bedenken.
 Was hält mich?
Was ists, das hier mich stuzen macht? … Der Preiß,
der Preiß verdient Erwägung … ew’ge Abschied
von dieser Wollust ist der Preiß.
Die Hand auf die Brust gelegt.
 Der Preiß
ist meine Unschuld … meine Tugend.
Sie steht in tiefen Gedanken.
 Tugend?
Er will sie nicht, dem ich sie aufbehalten,
dem sie allein geblüht – er will sie nicht,
sie macht ihn ja nicht glüklich … oder frommt sie

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)