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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Zehnter Auftritt.

Die Prinzeßin allein.

Sie steht noch betäubt, außer Fassung; nachdem er hinaus ist, eilt sie ihm nach und will ihn zurükrufen.

Prinz, noch ein Wort. Prinz, hören sie. – Er geht,
er hört mich nicht, er will mich nicht mehr hören.
Auch das noch. Er verachtet mich … Da steh ich
in fürchterlicher Einsamkeit …verstoßen,
verworfen …

sie sinkt auf einen Seßel. Nach einer Pauße.

 Nein! Verdrungen nur, verdrungen
von einer Nebenbuhlerin. Er liebt.
Kein Zweifel mehr. Er hat es selbst bekannt.
Doch wen an diesem Hofe kann er lieben?
Wer ist sie, diese Glükliche? … Soviel
ist offenbar – er liebt was er nicht sollte.
Er fürchtet die Entdekung. Vor dem König
verkriecht sich seine Leidenschaft … Warum
vor diesem, der sie wünschen muß? dem nichts
willkommner ist, als seines Erstgebornen
entnervende Berauschung? … Oder ists
der Vater nicht, was er im Vater fürchtet?
Als ihm des Königs bulerischer Plan
verrathen war – da jauchzten seine Mienen,
frohlokt’ er wie ein Glüklicher … Wie kam es,
daß seine strenge Tugend hier verstummte?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)