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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Karlos
mit ironischem Lächeln.
Auch sogar der? Ja freilich, gute Fürstin,
für den besonders war das nicht.

Prinzeßin.
 So wenig
als jener Auftritt in der Schloßkapelle,
worauf sich wohl Prinz Karlos selbst nicht mehr
besinnen wird. Sie lagen zu den Füßen
der heilgen Jungfrau in Gebet ergoßen,
als plözlich – konnten sie dafür? – die Kleider
gewisser Damen hinter ihnen rauschten.
Da fieng Dom Philipps heldenmütger Sohn,
gleich einem Kezer vor dem heilgen Amte,
zu zittern an, auf seinen bleichen Lippen
starb das vergiftete Gebet – im Taumel
der Leidenschaft und ihrer selbst vergeßen,
ergreifen sie – es war ein Poßenspiel
zum Rühren, Prinz – ergreifen sie die Hand,
der Muttergottes heilge kalte Hand,
und Feuerküsse regnen auf den Marmor.

Karlos.
Sie thun mir Unrecht, Fürstin. Das war Andacht.

Prinzeßin.
Ja, dann ists etwas anders, Prinz – dann freilich
war's damals auch nur Furcht vor dem Verluste,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)