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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Karlos.
Erst laß mich zu mir selber kommen – laß
mich Athem schöpfen. Zittert nicht das ganze
Entsezen dieser Wollust noch in mir?
Hab ich so stolz gehoft? Hab ich das je
zu träumen mir getraut? Wo ist der Mensch,
der sich so schnell gewöhnte, Gott zu sein?
… Wer war ich, und wer bin ich nun? Das ist
ein andrer Himmel, eine andre Sonne,
als vorhin da gewesen war – das ist
die Welt nicht mehr, wo Tränen fließen sollen –
Nein, das war nur ein Fiebertraum, er ist
vorüber, ich bin aufgewacht. Sie liebt mich.
O laß mich – laß mich’s ringsherum dem ganzen
Madrid, dem Hof, dem Königreich, der Erde,
den Lebenden und Todten es erzählen,
erzählen wie ich glüklich bin.
Er will gehen.

Page.
 Wohin?
Wem wollen Sie erzählen? Sie vergessen – –

Karlos
von einer plözlichen Erstarrung ergriffen.
Den König meinen Vater!
er läßt die Arme sinken, blikt scheu umher, und fängt an sich zu sammeln.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_009.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)