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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Dritter Auftritt.

König Philipp und Karlos.

Karlos
geht, sobald der Herzog das Zimmer verlassen hat auf den König zu und fällt vor ihm nieder; im Ausdruk der höchsten Empfindung.

 Jezt mein Vater wieder,
jezt wieder mein, und meinen besten Dank
für diese Gnade – Ihre Hand mein Vater –
o süßer Tag – die Wonne dieses Kußes
war ihrem Kinde lange nicht gegönnt.
Warum denn nicht? Warum nicht? – o mein König,
wie viele Wunden meiner Seele fangen
zu bluten an mit der Erinnerung!
Warum von ihrem Herzen mich so lange
verstoßen, Vater? Was hab ich gethan?
Unselger Argwohn, ewger Busenwurm
der Könige, der auch die feste Schlinge
des heiligen Instinkts zernägt! – Ists möglich?
schon drei und zwanzig Jahre nennt die Welt
mich Philipps Sohn – nur er hats nie erfahren.

Philipp.
Infant, dein Herz weiß nichts von diesen Künsten,
erspare sie, ich mag sie nicht.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_110.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)