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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

ganze Europa in Trauer über diese schrekliche Begebenheit versunken war.

Aber die aufrührerischen Niederländer, die man damals Bettler nannte, legten durch ihren Muth den Grund zu einem mächtigen Freistaat. Sie gaben einen Beweis, daß einem Volke[1] nichts unmöglich ist, welches sich fest vorgesezt hat, entweder frei oder nicht mehr zu seyn. Die Inquisition, welche in der Nähe die Neuerer zerschmetterte, half in der Ferne den Lutheranismus verbreiten, und der Haß, den man gegen die Bischöffe hatte, oder vielmehr Philipps eiserne Ruthe förderte diese Revolution die Europa zum Erstaunen zwang.

Was waren die Holländer in der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts? Ihre schnellwachsende Größe ist vielleicht die bewundernswürdigste Begebenheit in der neuen Geschichte. Ein Haufen Matrosen und Fischer, Bewohner eines sumpfigen Landes, kämpfen mit dem Meere das sie zu verschlingen droht, und wehren sich gegen die besten Krieger in Europa, die Spanien mit dem Golde von Mexiko und Peru besoldete.

Tollkühnheit mußte es scheinen, daß sie ihrem furchtbaren Herrn zu widerstehen hoften; aber eine unüberwindliche Beharrlichkeit ersezte bei ihnen die würklichen Kräfte. Gezwungen auf sich selbst allein Rechnung zu machen, sahen sie sich durch ihre Unermüdlichkeit im Handel endlich in dem Stand, Spanien


  1. Vorlage: einem Wollen (Berichtigung. Siehe Heft 3, S. 140)
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)