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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Getrennt von Dir – warum bin ich geworden?

70
     Weil du bist, schuf mich Gott!

Er widerrufe, oder lerne Geister morden,
     und flüchte mich vor seines Wurmes Spott.

Sanftmütigster der fühlenden Dämonen,
     zum Wüterich verzerrt dich Menschenwahn?

75
Dich solten meine Quaalen nur belonen,

     und diesen Nero beten Geister an?

Dich hätten sie als den Allguten mir gepriesen,
     als Vater mir gemahlt?
So wucherst du mit deinen Paradiesen?

80
     Mit meinen Tränen machst du dich bezahlt?


Besticht man dich mit blutendem Entsagen?
     Durch eine Hölle nur
Kannst du zu deinem Himmel eine Brüke schlagen?
     Nur auf der Folter merkt dich die Natur?

85
O diesem Gott laßt unsre Tempel uns verschließen,

     kein Loblied feire ihn,
Und keine Freudenträne soll ihm weiter fließen,
     er hat auf immer seinen Lohn dahin!

P.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)