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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Tod, er hat schon den Vorsprung, seine Verfolger keuchen athemlos nach, er ist seiner Rettung nahe – aber eine schwere Hand drükt unsichtbar gegen ihn, die Uhr seines Schiksals ist abgelaufen, die unerbittliche Nemesis hält ihren Schuldner an. Die Gaße, der er sich anvertraute, endigt in einem Sak, er muß rükwärts gegen seine Verfolger umwenden.

Der Lerm dieser Begebenheit hat unterdessen das ganze Städtgen in Aufruhr gebracht, Haufen sammeln sich zu Haufen, alle Gaßen sind gesperrt, ein Heer von Feinden kömmt im Anmarsch gegen ihn her. Er zeigt eine Pistole, das Volk weicht, er will sich mit Macht einen Weg durchs Gedränge bahnen. „Dieser Schuß, ruft er, soll dem Tollkühnen, der mich halten will.“ – Die Furcht gebietet eine allgemeine Pause – ein beherzter Schloßergeselle endlich fällt ihm von hinten her in den Arm, und faßt den Finger, womit der Rasende eben losdrüken will, und drükt ihn aus dem Gelenke. Die Pistole fällt, der wehrlose Mann wird vom Pferde herabgerissen, und im Triumphe nach dem Amthauß zurük geschleppt.

„Wer seyd ihr? frägt der Richter mit ziemlich brutalem Ton.“

„Ein Mann, der entschlossen ist, auf keine Frage zu antworten, bis man sie höflicher einrichtet.“

„Wer sind Sie?“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)